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Montag, 3. März 2014

Perspektiven und Geschichten um das Leben - Kapitel 4 - Fragmente und "die Anderen"

Wie schon erwähnt war ich ein äußerst manipulatives Kind mit einem wirklich hässlichen Charakter. Sicher, ich erfreute mich an denselben Dingen wie gleichaltrige, bloß habe ich es damals sogar genossen zu sehen, wie Menschen für mich huschten. Ich war ein undankbares Kind. Müsste ich heute von mir sprechen würde ich wirklich keiner Mutter so ein unliebsames Kind wünschen. Ich heulte damals wegen jeder Kleinigkeit und jedem Müll. Es war so lächerlich.

Das Kontroverse, fast Paradoxe daran war, dass mein damals bester Freund aus einer streng gläubigen Familie kam. Dies heißt aber nicht, dass sie erzkonservativ waren. Eher modern, dennoch in ihren Ansichten eines religiösen Fundaments kundig, äußerst freundlich und weltoffen. Eine Familie, die man sich wünscht, wie aus dem Bilderbuch. Es funktioniert, Vater, Mutter und das Kind..alle glücklich, Tag um Tag. Sicher, die Probleme waren da. Dennoch, unscheinbar. Also, zurück zum Wesentlichen. Die Familie war sehr sparsam veranlagt –was wahrscheinlich auch auf den Glauben zurückzuführen ist oder war – und ich verstand damals die Ansichten meines Freundes nicht. Damals kam eine unglaublich vernünftige Aussage nach der anderen, finanziell betrachtet. Und das von einem 7-jährigen.

Ich bin dankbar für die Zeit, blicke mit Freuden darauf zurück. Oft verbrachten wir Tag um Tag miteinander, spielten mit Lego, sahen uns endlos oft die Star-Wars-Filme an, debattierten darüber was geschehen würde, wenn dies und jenes in der Welt geschähe. In unmittelbarer Nähe des Hauses gab es einen Wald und große Weiden in denen wir oft umherstreiften. Die Gemeinde, in welcher wir lebten, veranstaltete von Jahr zu Jahr einen Wandertag für die Bewohner. Obwohl wir die Routen kannten und die Wege uns bewusst waren, hatten wir es einst geschafft uns hoffnungslos zu verirren. Plötzlich war der Mut der beiden 9- und 10- jährigen Jungs gebrochen und es flossen Rotz und Wasser in Strömen. Die Erinnerungen sind unbezahlbar. Schlussendlich schafften wir es einen Bauernhof zu erreichen und, dass uns ein Jungbauer nach Hause brachte. Mir ist bis heute schleierhaft wie es möglich war, dass wir mehrere Kilometer (!) weit vom Weg abgekommen sind.
Nach dieser Zeit herrschte eine gewisse Dauer lang dann unangenehme Stille zwischen uns.

Also, zurück zum Kind das sich entwickeln sollte. Ich habe damals viel darauf geschoben, dass mein Vater nicht da war, es mir halt gefehlt hat. Es war einfach immer das Wissen da, dass da eigentlich (wie ich dieses Wort hasse!) jemand sein sollte. Oft habe ich nachts im Bett gelegen und Kassetten gehört. Winnie the Pooh, Rugrats, Film-Soundtracks und mehr. Es gab selten eine Nacht in der ich nicht überlegte, wie Dinge wären wenn jemand da wäre der sich irgendwo Zeit nimmt oder nehmen würde, quasi eine Funktion ersetzt. In diesen Nächten weinte ich so lange und verbittert. Ich glaube, dass es meinen Charakter geformt hat. Heute bin ich äußerst empathisch geworden.

Wie dem auch sei. Schlussendlich wurde es für mich Zeit eine andere Schule zu besuchen. Meine Mutter hatte ihren Job damals gekündigt, soweit ich mich erinnern kann und hatte von Zeit zu Zeit Männer zu Besuch. Oft waren da sehr amüsante dabei die versucht haben mit mir ein „Auskommen“ zu finden. Eher, mich zu erheitern und zu zeigen, dass sie freundlich sind.
Ich war damals schon ein Kind, das sich über alles viel zu viel Gedanken gemacht hat. Ich meine, wirklich schon krankhaft. Ich war immer verbittert, dass meine Mutter jetzt weniger Zeit für mich hatte. Es war pure Eifersucht, denke ich. Die Erinnerungen daran sind eher mager.
Zu einem späteren Zeitpunkt dann war es an der Zeit wieder zur Schule zu gehen. Bei uns im Ort natürlich. Also, eine Marktgemeinde mit vielen Familien die schon lange hier wohnten, andererseits neu zugezogene Bewohner aus Graz, da das Dorf viele Möglichkeiten bat und sich insbesondere wirtschaftlich gesehen bis heute, gut entwickelt hat. Mir fehlten die altbekannten Gesichter.

Wie schon erwähnt, wusste ich, dass ich ein schlechter Schüler sei. Und es stimmt. Ich meine, dass ich sehr wohl wusste, dass es kein Schweres war wie all‘ diese Streber zu glänzen. Wie ich diese Mentalität gehasst habe. Und immer belächelt zu werden, dass man dümmer als der Rest sei. Ich sage es so – hätte ich wollen, wäre ich besser als der Rest gewesen. Nein, im Ernst. Ich hatte bloß absolut keine Lust und keinen Anreiz dazu gut zu sein. Ich wusste, wenn ich mit irgendwas gelockt würde, wäre es eine Lüge oder bin zumindest davon ausgegangen.


Heute weiß ich, dass ich damals vielleicht einen Psychologen bzw. Psychiater mit meiner Mutter hätte aufsuchen sollen. Kein Wunder, dass ich mich damals so isoliert habe. Die Schäden reichen bis heute, werden mich mein Leben lang begleiten. Viele Personen die mir nahestehen, wissen nichts davon. Es ist ein dunkles Geheimnis das mich innerlich irgendwann zerfressen wird. 

2 Kommentare:

  1. Bitte nicht zerfressen lassen! Auch wenn die Vergangenheit uns prägt, sie ist vorbei - es ist einfach so. Du bist viel stärker als du denkst!
    LG

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  2. Hier, für dich:
    http://www.ted.com/talks/jane_mcgonigal_gaming_can_make_a_better_world
    :)

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